Wir, Annette Fehrenbach und Theresa Wirthmüller, sind nach unserem Abitur 2011 für 6 Monate nach Tansania gegangen. Dort haben wir als Freiwillige in verschiedenen sozialen Projekten gearbeitet. Eines dieser Projekte war das Mwema Street Children Center in Karatu, im Norden Tansanias. Das Projekt unterstützt Straßenkinder aus dem Ort, reintegriert sie in die Schule und im Idealfall in ihre Familien. Wir unterstützten dort am Vormittag die Lehrer und Erzieher im Kindergarten und versuchten am Nachmittag den Straßenkindern mit Spielen Englisch beizubringen.
Das Mwema Children Center hatte zu der Zeit beschlossen, den Kindergarten zu schließen und sich auf die Förderung der älteren Kinder, v.a. Mädchen, zu konzentrieren. Einer der tansanischen Gründer des Projekts, Elisante Mwenegoha, wollte den Kindergarten jedoch gerne weiter erhalten. Er bat uns um Hilfe bei der Renovierung eines Raums in seinem Haus, in den der Kindergarten umziehen konnte. Da wir schon einige Zeit mit den Kindern gearbeitet hatten und sie uns sehr ans Herz gewachsen sind, haben wir beschlossen den Raum selbst zu renovieren und alles für den Umzug vorzubereiten. Dafür haben wir die Materialien und den Handwerker zuerst selbst und dann mit der Hilfe von Freunden und unseren Familien zu Hause finanziert.
Während wir den Raum nach und nach in einen kinderfreundlichen Ort verwandelten, beschloss Elisante Mwenegoha, den Kindergarten bei den Behörden anzumelden und ein neues Projekt zu starten. Er bat Evans Rwamuhuru mit ihm die Organisation Amani Children Care zu gründen. Und so konnten wir am 1. März 2012 nicht nur unseren Umzug feiern, sondern auch die Gründung eines neuen Kindergartenprojekts.
Damit so ein Projekt laufen kann, braucht es Menschen, die es unterstützen. Und so haben wir vorerst den Kindergartenalltag organisiert, mit einer Erzieherin gemeinsam jeden Tag die Kinder betreut und weitere Renovierungsarbeiten in Auftrag gegeben. Und schon waren wir mittendrin und ahnten nicht, was für eine Verantwortung, wie viel Arbeit und Organisation in einem solchen Projekts steckt. Die Erzieherin musste bezahlt werden, neues Material war notwendig, die Renovierung war teurer als geplant und wir hatten nur noch ein paar Wochen bis es wieder zurück nach Deutschland gehen sollte. Also versuchten wir so viel wie möglich selbst zu machen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass nach uns nicht die Sintflut kommt sondern der Kindergartenalltag einkehren kann. Wir kontaktierten nochmal Familien und Freunde und versuchten Spenden zu sammeln, damit wir zwei neue Erzieher einstellen und sie auch bezahlen konnten. Für ein halbes Jahr Kindergartenbetrieb hatten wir das Geld zusammen und konnten zumindest vorerst beruhigt nach Deutschland zurückfliegen.
Amani Kindergarten wächst mit uns mit
In Deutschland ging erst dann erstmal so richtig los – wir beschlossen einen Verein zu gründen, der es uns erleichtert, Spenden zu sammeln und Unterstützer*innen zu gewinnen. Durch unterschiedlichste Fundraising Aktionen und die tatkräftige Unterstützung von Thomas Bauhof haben wir es geschafft, den Kindergarten bis heute zu finanzieren. Dank der zahlreichen Unterstützer*innen konnten wir auch in Tansania wachsen und professioneller werden.
Mittlerweile beschäftigen wir 4 Mitarbeitende, für die wir Steuern bezahlen und die versichert sind (seit wir bei den tansanischen Regularien durchblicken, wie das abläuft 😉 ). Wir beschäftigen eine Erzieherin und einen Erzieher, denen wir regelmäßig Fortbildungen ermöglichen, sowie eine Köchin und eine Managerin, die sich um alles Administrative und Organisatorische vor Ort kümmert. Ab und an sind auch Volontäre im Projekt, die unsere Erzieher*in mit ihren Ideen und ihrem Engagement unterstützen. Auch von uns dreien (Annette, Theresa und Thomas) ist immer wieder jemand regelmäßig vor Ort.
Wir haben Finanzprozesse definiert und Dokumente erstellt, dass es nicht nur für die Mitarbeiter leichter gemacht hat, sondern auch für uns – so können wir einfach zeigen, dass das Geld zu 100 % für den Kindergarten verwendet wird.
Außerdem haben wir verschiedene zentrale Elemente entwickelt: eine Vision, Leitlinien und eine Policy für den Kinderschutz.
Damit wir den Kindern einen sicheren Ort zum Wohlfühlen bieten können, haben wir über die Jahre mehrere Renovierungen gemacht. Die Kinder haben nun zwei Räume, einen Garten, der durch einen Zaun gesichert ist, ein Büro, eine Küche und sichere Toiletten.
Nachdem wir irgendwann gemerkt haben, dass wir langfristig den Kindergarten in Tansania nicht aktiv mitleiten können, haben wir 2017 beschlossen, vom Vorstand zurückzutreten. Im Zuge dessen, haben wir einen Sponsoringvertrag entwickelt, ein mehrseitiges Dokument, das beschreibt, wie unsere Zusammenarbeit geregelt ist, inkl. einem Budget, das wir stellen.